Wohngebäudeversicherung - wie der Beitrag berechnet wird und warum er steigt

Wohngebäudeversicherung - wie der Beitrag berechnet wird und warum er steigt
Bildquelle: gettyimages / Doucefleur

Die Beiträge für deine Wohngebäudeversicherung steigen von Zeit zu Zeit. Doch wieso eigentlich? Wie kannst du darauf reagieren? In diesem Beitrag erfährst du alles rund um die Berechnung deiner Versicherungsprämie.

Wie viel du monatlich für deine Wohngebäude-Police zahlst, hängt mitunter vom Neubauwert deiner Immobilie ab. Also von der Summe, die es kosten würde (egal wie alt) in gleicher Größe und Qualität neu zu bauen. Danach richtet sich die Versicherungssumme. An dieser wiederum errechnet sich die Höhe deiner Beiträge.

So werden die Versicherungsbeiträge errechnet

Was hat das Jahr 1914 mit deinen Beiträgen zur Wohngebäudeversicherung zu tun? Mehr als du auf Anhieb denken würdest! Die sogenannte „Berechnungsformel Wert 1914“ ist nämlich mit ausschlaggebend für die Beitragshöhe. Das setzt sich wie folgt zusammen:

Beim Wert 1914 handelt es sich um eine fiktive Rechengröße der Versicherer. 1914 deshalb, weil in jenem Jahr das letzte Mal vor der großen Inflation stabile, durch Gold gedeckte Baupreise herrschten. Den aktuellen Neubauwert deines Hauses errechnen Versicherer, indem sie den angenommen Wert 1914 in Goldmark nehmen und ihn mit dem sogenannten Baupreisindex multiplizieren (der wird jedes Jahr vom Statistischen Bundesamt anhand von Baukosten, Löhnen und anderen Faktoren ermittelt). Diese Zahl teilen sie dann durch 100.

Klingt kompliziert? Ist es aber gar nicht. Hier ein Beispiel:

Angenommen, der Wert 1914 deines Hauses liegt bei 30.000 Mark. Multipliziert mit dem Baupreisindex 2022 (1.668,2) ergibt sich eine Summe von 50.046.000 Euro. Geteilt durch 100 macht: 500.460 Euro. Voilà! Das ist der Neubauwert deines Hauses.

Darum steigen die Beiträge für die Wohngebäudeversicherung

Da sich der Baupreisindex unter anderem an den (zuletzt stetig steigenden) Baukosten orientiert, erhöhen sich damit zwangsläufig auch die Prämien für die Wohngebäudeversicherung. Es gibt aber noch andere Gründe, die die Beiträge nach oben treiben.

Da ist zum einen die deutliche Zunahme von Schäden durch Stürme und andere Naturereignisse in den vergangenen Jahren. Zum anderen beeinflusst auch das Alter der Immobilie die Beitragshöhe. Hier ist wichtig zu wissen: Bei älteren Häusern wird von einem höheren Schadensrisiko ausgegangen. In den meisten Tarifen wird daher eine Gebäudealtersstaffel vereinbart. Mehrkosten nach einem Schaden entstehen außerdem durch neue staatliche Auflagen etwa zum Klimaschutz. Parallel ist moderne Gebäudetechnik (Stichwort: Smart Home) im Schadenfall aufwändiger zu ersetzen als herkömmliche Haustechnik.

Wichtiger Unterschied: Beitragsanpassung vs. Beitragserhöhung


Es ist wichtig zu wissen, dass es einen Unterschied zwischen Beitragserhöhung und Beitragsanpassung gibt.

Mit einer Beitragserhöhung ist meistens gemeint, dass der Versicherer die gleiche Versicherungsleistung im nächsten Versicherungsjahr nur zu einem teureren Preis anbieten möchte - zum Beispiel aufgrund zu vieler auftretender Schäden, wie oben bereits ausgezählt.

Beitragsanpassung bedeutet hingegen, dass der Beitrag aufgrund einer höheren Versicherungssumme gestiegen ist. Findet dies durch einen neuen Anpassungsfaktor in der Wohngebäudeversicherung statt, hat man kein Sonderkündigungsrecht. Du kannst aber innerhalb eines Monats nach Zugang der neuen Rechnung dieser Anpassung schriftlich widersprechen. Die Beitragsanpassung wird dann nicht durchgeführt. Zwar besteht die Versicherung als Neuwertversicherung fort, allerdings gilt der Versicherungswert des letzten Jahres und der Unterversicherungsverzicht fällt weg.

Kannst du eine Beitragserhöhung vermeiden?

Zunächst einmal kannst du selbst viel tun, um Schäden zu vermeiden Pflegst du dein Zuhause und hältst es immer top in Stand, lassen sich Beitragssteigerungen vermeiden oder zumindest hinauszögern. (Lies auch: Diese cleveren Checks helfen dir dabei).

Eine weitere Möglichkeit, die Beitragshöhe zu beeinflussen, besteht darin, eine Selbstbeteiligung zu vereinbaren oder bestehende Selbstbeteiligungen zu erhöhen. Das bietet sich vor allem für handwerklich geschickte Hausbesitzer an, die kleine (vielleicht auch größere?) Schäden selbst beheben können.

💡
Gut zu wissen: Taucht ein kleiner, harmloser Schaden auf, dann überlege, ob du diesen ohne Probleme selbst beseitigen kannst. Möchtest du die Versicherung später nämlich wechseln, können Versicherer bei Vorschäden einen Prämienzuschlag verlangen. Deshalb kann es sich lohnen, kleine Schäden gar nicht erst einzureichen.

Aber früher oder später flattert die Nachricht wahrscheinlich rein: Solltest du von deiner  Versicherung eine Beitragserhöhung bekommen, hast du - wie oben aufgezeigt - möglicherweise ein Sonderkündigungsrecht oder kannst widersprechen. Du musst in jedem Fall die Zeitfrist von einem Monat beachten. Willst du den Anbieter wechseln, schaue bei einem anderen Anbieter nach Konditionen, die mehr zu deinen Bedürfnissen passen.

Du willst die Wohngebäudeversicherung wechseln? Hier findest du hilfreiche Tipps rund um die Anbietersuche und was du bei der Kündigung beachten solltest!

Das wichtigste bleibt nach wie vor, dass du einen Versicherungsschutz für dein Zuhause hast, die vereinbarten Konditionen kennst und deinem Versicherungspartner vollständig vertraust!


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